2020 – Ein digitaleres und persönlicheres Ostern

Die Fastenzeit ist vorbei – Ostern ist da! Auch im Corona-Jahr! Auch wenn die ganz großen Gottesdienste in diesem Jahr nicht stattfinden konnten, so gab es doch viele Akzente.

Karfreitag 2020

Ein wichtiger Ort der Einkehr war und ist unsere Kirche. Es galt sie behutsam zu öffnen und in ihr die von Senat und Erzbistum vorgeschriebenen Abstände zu gewährleisten, freilich ohne die typische Atmosphäre einer Kirche zu beeinträchtigen. P. Kraemer SJ hat mit seinen Hinweisen in den Schaukästen und in der Kirche für eine klare Transparenz gesorgt, die ein stilles und persönliches Verweilen zu den Öffnungszeiten ermöglichte. Mit der schlichten Aussetzung des Allerheiligsten an den Werktagen, das zur stillen und persönlichen Verehrung einlud, war ein wichtiger Ort der Ruhe geschaffen, der einen Gegenpol zur hektischen und ängstlichen Corona-Welt draußen bildete.

Die Tage der Karwoche wurden mit dezenter, aber wahrnehmbarer Symbolik akzentuiert. Auch unsere Blumenfrauen sorgten für ein schönes Inneres unserer Kirche.

Karsamstag 2020

Ein zweites Standbein war die Homepage sanktcanisius.de. Die Kirche steht nicht gerade im Ruf, Vorreiterin in Sachen Social Media zu sein. Und wer hätte gedacht, dass diese Form von Kommunikation in kürzester Zeit so wichtig werden würde! Heute streamen nicht nur Papst und Bischof, sondern es gibt ein reichhaltiges digitales Angebot im Netz. In unserem Fall seien genannt: Die täglichen Videos von Canisius TV mit einem Predigtimpuls, die nicht nur Zuschauerinnen und Zuhörer in unserer Gemeinde, sondern darüber hinaus finden. Ein besonderes Video stammt von unseren Ministrant*innen, die sich nicht abfinden wollten, dass in diesem Jahr kein Licht von der Osterkirche weitergegeben werden sollte! Auch unsere syro-aramäische Partnergemeinde war digital aktiv: Sie streamten ihre Gottesdienste und übertrugen sie via Facebook in ihre Familien. Unsere Kleinen und Kleinsten haben tolle Bilder von den Kartagen gemalt, die auf der leicht erreichbaren Pinnwand der Homepage nebst Gedichten und Texten aus der Gemeinde zu bestaunen sind – herzlichen Dank an alle Künstler*innen und deren Eltern!

Auch unsere Schwestergemeinden im Pastoralen Raum sind digital aktiv geworden. Die Gemeinde Karl Borromäus hat eine fantasievolle Regenbogenaktion gestartet: http://www.karl-borromaeus.de/?p=3721
Auch Heilig Geist hat einen YouTube Kanal eingerichtet mit Ansprachen des Pfarrers Gerald Tanye SVD oder Minikonzerten mit dem Kirchenmusiker Christoph Möller. Alle großen Gottesdienste mit Erzbischof Heiner Koch wurden aus St. Joseph gestreamt und die ganze Welt wird wohl den einsamen Papst Franziskus auf dem Petersplatz nie vergessen. Vielleicht wird die Kirche auf allen Ebenen schon bald der Corona-Zeit dankbar sein, denn seien wir mal ehrlich: Hätte unsere Kirche sonst den Sprung ins digitale Zeitalter so tapfer gewagt?

Das Telefon und Emails mussten das persönliche Gespräch und Besuche ersetzen. Auch im Gemeindebüro hat man sich verstärkt gemeldet. Um auch die „analogen“ Gemeindemitglieder nicht zu vergessen, haben sich der Jesuitenflüchtlingsdienst JRS und die Gemeinde zu einer gemeinsamen Aktion zusammengetan und alle Haushalte der (Territorial-)Gemeinde angeschrieben. Der JRS konnte so seinen Info-Brief in alle Haushalte senden und wird so – mit Gottes- und Spenderhilfe – den Kollektenausfall vom Karfreitag kompensieren können. Gleichzeitig konnte der Pfarrer einen Brief an seine Schäfchen beilegen. Leider musste man um mehr als 50% Porto zu sparen oben groß „Spendenaufruf“ drüberschreiben, was einige Haushalte dann wohl auch verärgert hat. Aber bei insgesamt fast 9000 Briefen musste diese bittere Pille geschluckt werden.

Osternacht 2020

Am Ostersonntagabend übte unser Organist nach der üblichen Öffnungszeit. Sein Publikum: 30 Schoko-Osterhasen auf dem Orgelspieltisch, jeder für ein Mitglied von Cantus Canisius. Der eine oder die andere saß sogar zusätzlich persönlich in der Kirche. Andreas Winkler improvisierte und hier und da tauchte eine bekannte Ostermelodie auf. Am Ende hatte der eine oder die andere der Passanten, die zufällig in der Kirche waren, Tränen in den Augen. Während sicher für viele Menschen der Kirchgang stark an Lukrativität verloren hat, gibt es auch solche, für die der derzeitige Gottesdienstentzug eine harte Nuss ist.

Herzlichen Dank allen, die mit einem Anruf oder einer Mail, einem Blumengruß oder ihre Nachbarschaftshilfe, ihr Palmzweiglein oder ihr stilles Gebet dazu beigetragen haben, dass Ostern auch in diesem Jahr stattfinden konnte. Wer weiß, vielleicht ist es nachhaltiger als wir alle glauben!

Weiter gesegnete Ostern,
Ihr Pfarrer P. Manfred Hösl SJ