Ich vermisse die Stille

Die Zeit der coronabedingten Einschränkungen neigt sich – jedenfalls vorläufig – dem Ende zu. Während die Freude über die jetzt wieder möglichen Gottesdienste mit Eucharistiefeier groß ist, gibt es doch auch ein paar Dinge, die ich mir fehlen werden, wenn unser Alltag wieder einkehrt.

Ich vermisse die Stille. Das laut hörbare Vogelzwitschern am Morgen, das Sonntagsgefühl in den Straßen. Das gemeinsame Kochen und Backen mit der Familie. Und ich vermisse die Anbetungszeit in der Kirche. Viele meinen ja, „die Kirchen“ hätten sich weggeduckt, geradezu obrigkeitshörig Anweisungen befolgt und die Gläubigen im Stich gelassen. Das habe ich nicht so empfunden. Neben den vielen Internetangeboten haben die vorbereiteten Hausgottesdienste vor allem an Ostern etwas gezeigt, das ich nicht für möglich gehalten hätte – gemeinsame Spiritualität zu Hause. Keine schlechte Einübung auf eine Zukunft mit immer weniger Priestern – wie auch die Selbstverständlichkeit der jederzeit verfügbaren Eucharistie der Vergangenheit angehören dürfte. Die Kerze im Fenster am Abend für die Pflegenden war auch so ein häusliches Element der Frömmigkeit, das nicht künstlich und überlebt wirkte, sondern ganz selbstverständlich und aufrichtig.

Aber vor allem andren mochte ich die Anbetung in Sankt Canisius am frühen Abend. Es waren gar nicht wenige, die sich werktags in der offenen Kirche und in der Gegenwart des Allerheiligsten trafen. Nicht immer die gleichen, aber viele immer wieder. Manche für ein paar Minuten, manche für zwei Stunden. In der Gegenwart Christi zu sein, ohne etwas tun zu müssen. Das Licht wechseln zu sehen. Auf den Segen zu warten. Abstand zu halten und Nähe zu empfinden – das vermisse ich.

Monika Becker